Scharf ist Trumpf

Normalerweise bin ich für „stumpf ist Trumpf“. Das beschreibt jegliches Vorgehen in der Selbstverteidigung, von bloßen Händen über die Anwendung von Axt und Hammer bis hin zu Schusswaffenbedienung. Aber bei Messern nicht.

Nun hab ich über ein Jahrzehnt Messerklingen geschmiedet und, wie Freunde wie DC zu scherzen wissen, gelegentlich auch mal welche fertig gemacht. Und ich hab die schönsten Werkzeuge zur Hand gehabt dank der großartigen Ausstattung im Schmiedemuseum Bremecker Hammer (PBUH).

Aber Messer scharf zu kriegen war immer nervig. Ich hab viele Dinge durchprobiert. Japanische Wassersteine; klassische Ölsteine; selbstgebaute Bandschleifer mit wirklich netten, sauteuren Bändern und einstellbarer Drehzahl, damit ja nix zu heiß wird; den teuren Tormek T4 Naßschleifer genau wie eine ähnlich gute Kopie aus dem Baumarkt 1. Geht alles, liegt aber mehr an Technik und Geduld als am Werkzeug

Aber wisst Ihr, was das ideale Werkzeug ist für jemanden, der da keine Wissenschaft raus machen will und schnell ein scharfes Messer braucht? Der Spyderco Sharpmaker. Dieses Ding ist so simpel und brillant, dass Spyderco damit begonnen hat, Jahre, bevor die Messer gemacht haben. Wer mal ein cooles Stück Unternehmensgeschichte sehen will, schaut dieses Video.

Genau wie bei Taschenlampen, wo ich keinen Bock habe, viel Zeit zu investieren, um eine optimale Lampe zu finden und stumpf einfach Surefire kaufe, da empfehle ich zum Scharfhalten von Messern dieses Teil.

Nachteil: Ich bin aus der Stahldiskussion ausgestiegen. Früher war ich immer dabei, wenn es Wunderstähle gab – meine Sammlung an Spyderco Militarys kennt Exoten von BG-42 (Steinzeit-Wunderstahl) bis CPM D2 (war letztens noch hipp, oder?). Und für meine eigenen Messer war ich immer auf der Suche nach Kugellagerstählen, Silberstahl und Federstählen und war im Paradies angekommen, als wir damals Sonderstähle geschenkt bekommen haben, die einen grandiosen Hochleistungsdamast ergaben. Und ja, ich war einer von denen, die Stickstoff zum Kühlen besorgt haben, weil Tiefkühlhärtung ja irgendwie gut ist. Aber mittlerweile tut es für mich auch ein billiger VG10 gekauft oder ein 1.2842 für Eigenbauten2. Weil Nachschärfen so einfach geworden ist.

Nein, der Level von „hair-popping sharp“ ist immer noch anstrengend zu erreichen. Aber für meinen Alltagsgebrauch, der für normale Menschen in die  bistduwahnsinnigwillstdumichumbringen?-Kategorie von scharf fällt, ist das ideal.

Warum schreibe ich das gerade jetzt? Weil Knives and Tools die gerade für unter 80 EUR anbietet. Das ist nicht viel günstiger als anderswo, wenn man lange sucht, aber doch das beste Angebot, das mir einfällt. Die Dinger gehen auch mal für 120 EUR und unter 90 muss man schon suchen. Also lohnt das. Und nein, ich verdiene da nix dran. Ich bin zufällig auf deren Newsletter, weil ich da mal mein EnZo Necker gekauft hab.

Abschluss: Eventuell modded man den Sharpmaker, indem man auf den Deckel einen Lederstreifen klebt, den man mit Polierpaste behandelt. Aber meiner Meinung nach ist das unnötig für unsere Anwendungen.