9mm. Weil sie keine 8mm machen.

Kennt Ihr das? „.45 – because they don’t make a .46“ – das ist ein wunderbares Erkennungsmerkmal für den amerikanischen Waffenbesitzer ohne Plan, den Fudd, und seine antiquierte Vorliebe für das Kaliber .45 ACP.

Erstmal die Fakten: Die machen schon lange eine .46, sogar ziemlich erfolgreich unter dem Namen .460 Rowland1 – die machen ja sogar ganz erfolgreich ein, zwei .502.

Und wer mich etwas kennt, erinnert sich vielleicht an meine kurze Liebesaffäre mit .45 Super – ein Patrone mit exakt den gleichen äußeren Dimensionen wie .45 ACP, nur etwa der doppelten Pulvermenge3. Was schon mal zeigt, das nur Vollhonks vom Geschossdurchmesser reden und nicht von der Leistung dahinter4.

Okay, also lasst mich doch mal selbst vollhonkig rein vom Geschossdurchmesser reden: Ich würde ja tatsächlich eine 8mm nehmen, so es die gäbe5. Geschossdurchmesser ist nämlich ein doofes Maß für die Leistung einer Patrone, aber ein gutes für Magazinkapazität. In einem Single-Stack-Magazin sind 10x 8mm Patronen einen Zentimeter weniger hoch als 10x 9mm6. Double-Stack ist der Unterschied nicht ganz so groß, weil man da ja auch in die Breite stapelt. Egal, es ist immer noch bemerkbar7.

Halten wir fest: Mehr Magazinkapazität ist immer gut8. Jetzt muss nur die Patrone noch was taugen.

Exkurs: Ich persönlich behaupte, mit der Glock 42 hat .380 ACP seinen Siegeszug angetreten. Moderne .380 ACP-Patronen sind heute da, wo vor 20 Jahren die 9mm Para war. Das heißt, in weiteren 20 Jahren haben auch die letzten 45ACP-Verfechter kapiert, dass 9mm Para das bessere Kaliber ist.

Aber was macht der Kenner in 20 Jahren? .380 ACP bringt nicht so viel mehr mit – die Patrone ist ja nur kürzer, aber genau so dick wie die 9mm Para.  Und sie wird nur als Taschenpistolenpatrone geführt, weswegen wir keine schwereren Geschosse und stärkere Ladungen sehen werden: Zum einen ist der Rückstoß fieser, zum anderen wird die Patrone mit einem schwereren Geschoss auch länger, was wiederum die Zuführungsstrecke verlängert, was dann wieder die Systemlänge vergrößert… und am Ende haben wir eine coole neue Glock in 380 ACP, die ganze 2mm kürzer ist als ihr 9mm-Pendant und sonst genau so viel kann. Böäh. Nicht soooo toll. Ein wortwörtlicher Quantensprung, also nicht sonderlich weit.

Eine echte Evolution werden wir imho erst erleben, wenn wir auch mit dem Hülsendurchmesser runter gehen.

Ich postuliere: Eine SV-taugliche 8mm-Patrone sollte mit modernem Pulver und modernem Geschoss machbar sein. Wenn jemand die 8×18 Steyr-Roth oder die .32 ACP modernisieren möchte, rennt bei mir offene Türen ein. Wildcatting ist natürlich auch eine Möglichkeit – dazu folgt in ein paar Wochen ein weiterer Artikel9. Das Problem, das sage ich mal voraus, wird weder das Pulver noch die Hülse sein, sondern das Geschoss. Wie es übrigens auch bei der .300 Whisper der Fall war, falls Ihr Euch noch an meine Ablehnung erinnert. Zum Glück ist es da mittlerweile gelöst, wenn auch nicht günstig. Alternativ könnte man natürlich auch was in 7,5mm auf Basis der .30 Carbine bauen, wenn man wirklich experimentierfreudig ist…