Alternativen für Deutschland

Das Waffengesetz hat sich mal wieder geändert. Wie gewohnt ist es schlampig und unsauber ausgeführt aber wie gewohnt schränkt es uns legale Waffenbesitzer mehr ein.

Wenn wir in die Zukunft schauen, geht das natürlich bis zum kompletten Schusswaffenverbot. Es wird einen dramatischen kulturellen Einbruch brauchen, um die Tendenz zu ändern – schaut nach Ungarn, wo Waffen zum Selbstschutz wieder in Mode kommen.

Ich persönlich sehe das in Deutschland nicht, aber ich vertue mich: Wenn ein einziger RTL-Bericht und eine Grippewelle Leute in Prepper der blinden und blöden Art verwandeln kann, dann braucht es eventuell doch nicht so viel.

Egal, auch wenn eine Veränderung kommt, wir, die wir uns über Jahre legal als Zuverlässig bewiesen, Kompetenz erarbeitet und viel Geld in dieses Hobby gesteckt haben, werden einige weitere Änderungen ertragen müssen.

Welche das sind? Unklar. Eine klare, kompetente Linie gegen uns ist nicht zu erkennen. Daher bleibt mir nur der Blick in andere Länder. Ein Verbot von Halbautomaten ist ein üblicher Schritt. Unter dieser Annahme, was für eine Waffe bietet sich an, die man stehend, kniend, hockend oder liegend schießen kann und bei der man die Hand zum Ladevorgang nicht von der Waffe nehmen muss? Also eine „Einsatzwaffe“ in dem Sinne, dass man damit nach Schussabgabe einsatzfähig bleibt?

Schauen wir mal, was es dann so gibt:

Western-Unterhebelrepetierer

Unterhebelrepetierer sind spaßige Geräte, das weiß ich aus meiner Zeit als Westernschütze. Der klassische Unterhebel benutzt eine Kurzwaffenpatrone, damit er kompatibel ist mit den Revolvern des Cowboys.

Das bedeutet wenig Leistung, aber immerhin Unterschall-tauglichkeit. .38 Special und .44 Special kommen meist werksmäßig unterschallig daher. Und da man selbst repetiert, kämpft man weder mit der Zuverlässigkeit, unter der Gasdrucklader leiden, noch mit der Lautstärke des Ladevorgangs.

Leider haben wir in Deutschland die größte Kompetenz bei Westernwaffen verloren – der gute Shotgun Boogie, einst Anlaufstelle Numero Uno für Cowboys and -girls, ist vor Jahren ausgewandert in die USA. Aber Waffen Hauke arbeitet auch daran – und sogar an 1892er-Modellen, die zwar nicht ganz so schnell zu repetieren sind wie die im Westernschießen beliebten 1873er, aber mit dem besseren Verschlusssystem einher kommt.

Das Problem mit den Röhrenmagazinen ist grundsätzlich, dass moderne Patronenformen und besonders Geschossformen nicht funktionieren. Die Leverlution-Reihe von Hornady mitigiert das etwas, aber die Kaliber mit der meisten Entwicklung (.308 Win und vor allem .223 Rem) machen da nicht mit.

Bonus für mich: Ich kann noch einfacher obsessiv-kompulsiv mein Magazin nach ein paar Schüssen wieder auffüllen – einfach durch das Ladefenster.

Unterhebel mit Kastenmagazin

Eigentlich eine sehr sinnvolle Idee, um den Patronenproblem zu entgehen, leider gibt es nur die strunzdumme Ausführung von Browning. Das BLR wird seit über einem halben Jahrhundert produziert, aber Browning hat nie den Drall verbessert. Sowohl in .308 Win als auch .223 Rem haben die einen 1/12″ Drall, viel zu lang für moderne Munition. Ruf für gute Präzision haben die auch nicht. Waffen Hauke hat abschließend keine Lust, an dem System den Lauf zu tauschen, das sagt mir alles.

Vorderschaftrepetierer

Theoretisch eine tolle Idee. Besonders, wenn man sich anschaut, wie einige Läden vor einiger Zeit das Troy PAR verkauft haben, also das AR-15 als Vorderschaftrepetierer. Nur hat sich die Waffe nicht als sonderlich zuverlässig erwiesen und der Hersteller ist wohl auch kein angenehmer Geschäftspartner.

Damit bleibt ein Oldie-but-Goldie: Die Remington 7600er-Reihe. Die 7615 Police schluckt AR-15-Magazine (was sich je nach waffenrechtlicher Situation als Vor- oder Nachteil erweisen kann) , sieht recht zivil aus und funktioniert einigermaßen – zumindest grobe Schnitzer sind nicht mehr drin in diesem Design, das schon seit Jahrzehnten Polizeien in den USA als weniger martialische Alternative zum AR-15 angeboten wird.

Geradezugrepetierer

Geradezugrepetierer sind ein Nischenprodukt, das hauptsächlich waffenrechtlich herausgefordertern Ländern angeboten wird. Denn wer einen Geradezugrepetierer baut, der baut quasi einen Halbautomaten und vergisst, eine Gasentnahme zu bohren.

Auf den Zug sind dementsprechend vor allem die üblichen urdeutschen Vollhonks aufgesprungen. Mit Steel Action gibt es aber zumindest eine fortschrittliche Bude auf dem Markt.

Allerdings: Selbst wenn Ihr als Rechtshänder klever seid und ein Linkssystem nehmt, damit die Schusshand am Abzug bleiben kann: Die Trümmer sind alle zu schwer. Carbonschaft, Pistolenschaft, dünner Lauf, dann könnte es gehen. Aber da sind die echten Halbautomaten, die umgebaut wurden, bessere Kandidaten. Kaschi auf Linksbetrieb umgebaut, Gas abgeklemmt, fertig.

Inline-Repetierer

Kennt Ihr unter dem Namen nicht? Krieghoff Semprio. Lustiges Gerät. 4000 EUR auszugeben, um einen Vorderschaftrepetierer zu kaufen, bei dem sich die Visierung mitbewegt und der maximal drei Schuss kann, ist allerdings nicht meine Vorstellung von Spaß.

Revolver mit Anschlagschaft

Was für GIGN funktioniert, muss nicht schlecht sein, oder? Beschissene Magazin-Kapazität, nicht gut zu dämpfen, ziemlich teuer, braucht eine grüne WBK, Kontingentsbeschränkung… klingt so absurd, ich kriege gleich Lust drauf. Anmerkung: GIGN hatte die ohne Schaft. Ian erklärt, warum.

Abschließendes

Das war meine Übersicht. Natürlich gibt es noch andere, interessante Waffen. Ganz besonders jetzt gerade. Und je nachdem, wie sich das Gesetz ändert, kann auch was ganz anderes gut sein: Manchmal werden Flinten vergessen (Molot Vepr 12), manchmal sind Kurzwaffen freier als Langwaffen (Anschlagschäfte! PDWs!), manchmal werden „militärische“ Kaliber verboten (300 BLK!), eventuell kriegen wir die Konstellation, dass Magazine nur mit passenden HA-Langwaffen verboten werden (Mossberg MVP für die Gattin!). Aber man kann nicht jedem kleinen Schnitt in der Salami-Taktik hinter her laufen, oder?