Zivilcourage und der „Second responder“

Ich habe einen wunderbaren Begriff von Lou Ann Hamblin gelernt: „Second Responder“. Was ist das? Naja, ein „First Responder“ ist ein Ersthelfer. Ein Second Responder also ein Zweithelfer. Was heißt das?

I consider myself a second responder and I will step in if necessary, however, my safety and my loved ones come first. My days of being unselfish are over. Will I step in? Absolutely. If ALL circumstances are right for me. Have I thought about what those circumstances might be for the last 25 years? Of course. The question is, am I prepared with the right equipment or will I be a liability?

Lou Ann Hamblin

Übersetzt und paraphrasiert also: Helfen? Ja. Aber meine eigene Sicherheit und meine Liebsten kommen als erstes.

Nun haben wir in Deutschland die bekannte Rechtsprechung zu unterlassener Hilfeleistung. Ich möchte niemanden dazu motivieren, Hilfe zu unterlassen. Nicht nur aus rechtlichen Gründen, sondern auch, weil Helfen zu wollen entgegen anders lautender Gerüchte (bystander effect, diffusion of responsibility, und der ganze Kitty Genovese Aberglaube) völlig natürlich ist und die funktionierende Basis all unserer Gesellschaftssysteme1

Ich will nur darauf hinweisen, dass man nur verpflichtet ist zu helfen, wenn man sich selbst nicht gefährdet. Und gerade weil helfen zu wollen natürlich ist, vergisst man sich selbst ganz leicht. Und eventuell auch die Personen, die man dabei hat und für die an auch verantwortlich ist. Und auch wenn es im Nachhinein immer total einfach ist, festzustellen, wann eine Gefahrenlage vorbei ist, besonders von der Couch aus und als Unbeteiligter, ist es das in der Situation selbst nicht.

Daher: Situation wahrnehmen, Konsequenzen abschätzen, dann erst helfen. Und es eventuell auch sein lassen.

Letzteres gilt für Industrie-Stromschläge 2 genau wie das Rennen zur einer offiziellen, groß ausgeschilderten Verletzten-Sammelstelle nach einem Terroranschlag3.