Symmetrie wird überschätzt

In der Reihe „Dinge, von denen ich immer dachte, ich würde sie brauchen“ heute: Symmetrie.

Mit Symmetrie meine ich Spiegelsymmetrie sowohl Bewegungen rechts wie links als auch das Anbringen von Ausrüstung an Waffen.

Erinnert sich noch wer, als Travis Haley sein AR-15 mit einer Lampe rechts und einer links vom Korn zeigte? Mit „two is one, one is none“ hatte er ja recht – ein Backup ist nett, falls die erste Lampe ausfällt. Aber das zweite Argument war „so kann man die Waffe rechts wie links benutzen“.

Und Henning Hoffman hat mal, ganz der Trainer, der Selbstversuche wagt, lange Zeit sein Pistolen-Setup komplett auf Links gebaut. Also nicht nur mit der linken Hand schießen, sondern Holster auf die linke Seite, beidhändiger Anschlag mit links als führender Hand und so weiter, komplett gespiegelt1. Hab ich dann, wie früher so viel, nachgemacht. Und es hat mir tatsächlich auch was gebracht – aber nicht, weil ich beidhändig mit der Linken als Führhand  schießen zu können arg wichtig finde, sondern weil es einem die Möglichkeit gibt, die Schieß-Fähigkeit quasi komplett neu zu erlernen und noch mal distanziert zu gucken, was man warum macht.

Trotzdem sehe ich den Wert nicht, etwas komplett symmetrisch aufzubauen, weil man es eventuell brauchen könnte, falls uns das etwas kostet. Die Kosten fallen nämlich auch bei der normalen Bedienung der Waffe an: Bei den zwei Taschenlampen von Travis Haley ist es ein ordentliches Gewicht, das man da vorne an den Lauf hängt. Wer am AR-15 (oder sonst vielen Waffen) unbedingt einen Ambi-Selektor haben möchte, der stellt irgendwann fest, dass der Selektor dem Daumenwurzelknochen auf der anderen Seite in die Quere kommt und der Griff im Rechts-Anschlag dann schwächer wird 2.

Ich sehe das so: Wenn meine Lampe an der Waffe ausfallen sollte, dann brauche ich keine zweite an der Waffe, dann nehme ich die, die ich für Handbedienung dabei habe3. Wenn ich mit dem AR-15 links schießen muss, bediene ich die Sicherung halt mit dem Daumenballen oder lasse, oh Gott!, die Waffe beim Wechsel einfach entsichert.

Und mein Linksanschlag mit der Pistole sieht anders aus als der mit rechts: Ja, ich kann mich bemühen, das symmetrisch zu machen, aber intuitiv schieße ich mit verkanteter Pistole.

Pat MacNamara sagt, dass er, wenn er nur eine Übung schießen kann, 50 yards, einhändig, links auf eine Bullseye-Scheibe schießt. Weil sich das gut auf alles andere überträgt.

Für den nur kurzfristig zeitlich eingeschränkten Perfektionisten sicherlich richtig. Aber wer haushalten muss, wie ich gerade (hey, im Januar habe ich exakt 0 Schuss scharf abgegeben!), sollte etwas wählen mit 100% Übertragbarkeit: Wenn ich nur eine Übung schieße, dann ist das Ziehen aus dem Holster und ein Schuss beidhändig. Das ist auf die typische Selbstverteidigungssituation genau so übertragbar wie auf alle IPSC-Wettkämpfe.

Nächster Schritt: Weniger Waffen, mehr Zeit mit diesen, besser Ausstattung für diesen. In diesem Sinne: Macht das Beste aus Eurer Zeit und Eurer Ausrüstung4!