Zivilisierter Umgang: Geht nicht

Ob ich manchmal zu zynisch bin oder nicht zynisch genug, entscheidet Ihr:

Da fuhr jüngst jemand mit einem SUV in eine Menschenmenge. Als zynischer Waffenbesitzer, der Diskussionen über Gefährlichkeit regelmäßig führt, ging mir durch den Kopf: „Naaa, was soll da schon passieren?“

Man kann darüber reden, dass die Ausrede „Habe die Kontrolle verloren“ genau so eine tolle Sache ist wie „die Waffe ist beim Putzen losgegangen“, womit meiner Meinung nach viele Morde in den USA mit überspielt werden, während sich die urbane Legende von unzuverlässigen und gefährlichen Waffen immer weiter verbreitet. Man kann über vermeidbare Tote und die Kosten von Mobilität reden, über Freiheit, besonders Freizügigkeit im ursprünglichen Sinne, und was das eigentlich bedeutet.

Oder man kann einen Haßartikel schreiben, indem man erklärt, dass niemand SUVs braucht und nur ganz komische Menschen sowas fahren wollen und die per se die Pest an der neuen, aufgeklärten Menschheit sind.

Das einzig Beunruhigende ist, dass die Gut- und vor allem Bessermenschen zumindest ziemlich konsistent sind in ihrem blinden Hass auf alles, was anders und für deren Weltbild unformatig ist.

Eventuell sind wir alle schon etwas weit in unseren Filterblasen und Realitätsfiltern verhaftet. Deswegen noch mal als Erinnerung: Autos sind nicht schlimm, Waffen sind nicht schlimm. Die Leute, die anderen damit schaden1, sind es. Hassprediger sind schlimm. Hassprediger, deren Texte sogar im Spiegel Platz finden, weil ihre Giftspritzerei so normal geworden ist, sind ein ganz gefährliches Zeichen für den Zeitgeist.

Fußnote: Moderne Kunst ist ganz seltsam. Wer Dadaismus absurd findet, ist sicher auch gut dabei. Wenn man aber weiß, dass der Begriff „dada“ eigentlich nur die Beliebigkeit, Inhalts- und Belanglosigkeit moderner „Nachrichten“ kritisch beschrieb, der weiß das eventuell mehr zu schätzen. Gerade zu Zeiten von Fake News, Filterblasen und Realitätsfiltern. Wem allerdings aufgeht, dass das schon vor hundert Jahren einigen Intellektuellen klar war, mag sich gerne Sorgen um das Jetzt machen und fragen, was wir in der Zwischenzeit so getrieben haben.