Waffenrecht und Fleischwurst

Wie Ihr alle wisst: „Fleischwurst ist lecker. Aber man will nicht sehen, wie sie gemacht wird.“ So die Phrase. Waffenrecht ist ähnlich unappetitlich.

Vor einigen Monaten hatte ich mit Freunden eine Diskussion über die GRA. Nun halte ich von der GRA als Idee ganz, ganz wenig; von Katja Triebel aber viel und die ist nun mal dabei.

Nun kam es zur Sprache, dass meine mangelnde Unterstützung der GRA ja ein klassischer Fall von erfolgreicher Salamitaktik sei und wir Waffenbesitzer alle unter „divide et impera“ leiden. Unabhängig der Tatsache, dass die GRA als jüngste Organisation unter vielen eher Täter als Opfer dieser Situation ist, sehe ich da kein Problem: Ihre Tätigkeit ist eh‘ nutzlos, geteilt oder vereint.

Ein wenig Geschichte:

  • Ich selbst war ganz groß bei der ersten bewusst erlebten Waffenrechtsverschärfung 2008, die mit den Einhandmessern als großes Thema. Webseite betrieben (Hallo Schwarzwälder!), Politiker angesprochen, das Video von Körting auseinander genommen und als billigste Propaganda entlarvt, die ganze Chose. Ergebnis: In einem Waffenforum gebannt, in einem Messerforum ermahnt.
  • Dann war ich dabei, als Katja Triebel versucht hat, der Piratenpartei, die damals noch das Potential hatte, eine vernunftsgetriebene, libertäre Partei zu werden, Waffenrecht einzubläuen. Mein Einsatz war recht schnell vorbei, als ich gemerkt habe, dass da gar nicht die rationalen IT-Experten tätig waren, sondern eben das Pack, das sich findet, wenn politische Ämter günstig zu haben sind. Katjas Krieg gegen die IG Kriegswaffenrecht habe ich dann nur noch aus der Ferne beobachtet – 10 Jahre Kampferfahrung aus den Heise-Foren haben mich das Ergebnis voraussehen lassen.
  • Gegen den EU Gun Ban habe ich dann noch brav meine Kreuzchen gemacht und die Petition geteilt. Ihr habt’s hier gelesen.

Das nenne ich Effizienzsteigerung: Mit immer weniger Einsatz habe ich anhaltend gleich wenig erreicht. Genauer: Nichts.

So funktioniert das eben nicht. Der Glaube, dass es eine hashtaggende, medienaffine Mehrheit gibt, die irgendwas beeinflusst, was nicht mit genau diesen Medien zu tun hat, ist hahnebüchen. (Und selbst bei den Medien klappt ds nicht so recht, aber das Triumphgeheul jedes Mal, wenn die SJW-Fraktion wieder eine neue Sau durch’s Dorf treibt und ein unbekannter Autor reicher wird, über lasse ich Larry Correia). #euromaidan war interessant, der Erfolg, die Annexion der Krim weg zu taggen, war dann überwältigend.

Mal konkreter: Was hat in den letzten Jahren unser Waffenrecht zu unseren Gunsten verbessert?

  • Die Spielzeughersteller. Ohne die wäre der Anscheinswaffenparagraph nie gefallen. Da konnten rationale Menschen noch so lange erklären, dass es keinen Unterschied macht, ob eine Waffe einen Holz- oder Plastikschaft hat, oder ob Kühlrippen am Lauf sind oder oder oder – wichtig war, dass ein Haufen Industrieller ein Handelshindernis erkannt haben und der EU beigebogen haben, dass sie gerne mehr Geld verdienen möchten.
  • Die Tierzüchter. Ohne die afrikanische Schweinepest und die Gefährdung unserer Schweinemasten wäre die Lockerung für Schalldämpfer- und Nachtsicht-Besitz nie durchgekommen. Da konnte man noch so lange erklären, dass Schalldämpfer nicht das sind, was Hollywood draus macht und all den Kack, den wir schon tausend Mal gehört haben: Einer wichtigen Wählerschicht, die seit Jahrzehnten mit Subventionen gekauft wird, ging der Arsch auf Grundeis und schon lief das.

Insofern habe ich Katja Triebels Initiative, Frauen einen Waffenschein zuzugestehen, begrüßt. Demagogisch klever und genau zum richtigen Zeitpunkt, damals, 2016 nach den Silvestervergewaltigungen. Sie funktioniert nicht, weil Frauen keine klar definierte Wähler- oder Lobbygruppe sind und letztlich auf den Themen Eigenverantwortung, Frauenrechten und Einwanderungsskepsis aufbaut, die allesamt hundepfui sind. Aber der Ansatz war gut.

Was hat hingegen nichts gebracht? Aufklärung.

  • Schon 2008 lies sich Innensenator Körtings Rhetorik exzellent widerlegen – zu seinem Türsteher-Video gab es nämlich ein Folgevideo, das seine Aussage komplett ad absurdum führte. Hat das Gesetz zum Einhandmesserverbot kein bisschen beeinflusst.
  • Die ganze EU Gun Ban Geschichte hat zahlreiche gute Vorträge hervorgerufen. Und ich hoffe, zur Bekanntheit von .450 Bushmaster beigetragen. Zahlreiche relevante Punkte, gut erklärt und kompetent vorgetragen. Deutschland hat sogar Vorbildfunktion gehabt, was die korrekte Deaktivierung von Waffen angeht, die gefordert wurde. Und was ist trotzdem passiert? Der Härtefall. Das Magazinverbot ganz vorne. Und dann hat noch jemand die gelbe WBK beschnitten, was nie zur Debatte stand. Ach, und Armbrüste…

Und das, das müsste Ihr Euch vor Augen führen, ist nicht mal Tocquevilles berüchtigte Tyrannei der Mehrheit – es war nie so, dass die Mehrheit uninformiert war oder von einem Verführer böse, ähm, verführt wurde und deswegen zu Ungunsten der informierten Minderheit gestimmt hat. Nein, die Mehrheit wurde nicht mal gefragt! Das eine Mal, wo Deutsche wirklich sagen können „ich habe von nichts gewußt“. Der Mehrheit war es einfach egal, was da passiert. Ich nenne das mal den Impetus der Uninteressierten.

Wo ist das alles schief gelaufen? Wenn Ihr mich fragt, irgendwo um 1949 rum. Da haben die Amerikaner uns Grundrechte verordnet, weil wir Deutschen selbst mit sowas nicht klar kommen. Sie haben uns sogar GG §20 Abs. 4 gegeben, aber nie explizit gesagt: „Eine wehrhafte Demokratie braucht bewaffnete Bürger. Deswegen braucht Ihr Waffen und ein Recht darauf.“ Dumm, auf sowas kommen wir selbst nicht. Deswegen haben wir kein 2nd Amendment. Waffenbesitz ist ein Privileg in Deutschland, kein Recht.

Was bedeutet das alles? Macht ruhig mit bei irgendwelchen Aktionen, es beruhigt. Das ist wie in’s Kabarett gehen und über die Dummheit der selbst gewählten Politiker zu lachen – am Ende hat man die Eintrittskarte und kann beweisen, dass man schon immer dagegen war1. Eventuell tritt ja das gewünschte Ergebnis ein. Dann denkt nicht zu lange über Koinszidenz und Korrelation nach, sondern freut euch.

Aber seht ein: Unsere Waffen sind unsere Spielzeuge. Wenn wir die nicht mehr haben sollen, nehmen die Großen uns die einfach weg. Und wir halten die Klappe, denn die sind die Großen und wir haben keine Basis, auf der wir stehen können.

Wer mehr tun will, möge bitte die Volkspolitik sein lassen. Das Volk ist nichts, Volker ist alles. Ich weiß nicht, ob man konkret den Bundesvolker so bequatschen kann, aber wer beispielsweise in Bayern auf die richtigen Jagden eingeladen wird, trifft zumindest mal den passenden Ministerpräsidenten. Oder wird angerufen, wenn irgendein Staatssekretär mal eine WaffG-Änderung aus dem Arsch ziehen muss, obwohl er keine Ahnung davon hat, aber was liefern muss. So wird Politik nun mal gemacht.

Fleischwurstherstellung ist schöner.