Vorsprung durch Technik

„Nyet, AK is fine“ oder „keep this shit off my AK“ – schon mal gehört? Völliger Unsinn und eine gute Gelegenheit, Flachpfeifen auf Anhieb zu erkennen.

Die AK-Puristen sind das Aushängeschild in der großen Horde dieser dämlichen Technikfeinde. Ich frage mich immer, ob die Rote-Armee-Reenactment betreiben wollen oder ernsthaft schießen. Nichts gegen ersteres übrigens, hab selbst lange Reenactment gemacht. Und den Reiz einer Waffe, die einen bestimmten technischen Zustand zu einem historischen Zeitpunkt beschreibt, kenne ich. Aber mir geht es am Ende darum, das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Waffen sind zum Gebrauchen gedacht. Also sollten sie diese Funktion auch bestmöglich erfüllen.

Satan, nach rechts gewendet:

Halten wir für’s Protokoll fest: Die AK ist eine nette Waffe, aber mit einer beschissenen Visierung. Eine Waffe ohne Lampe taugt ebenfalls nichts und, oh Wunder, die AK hat keine Halterung dafür. Und überhaupt kein Mündungsfeuerdämpfer (Modell AK bzw. AK47) ist absolut schlecht und die Konstrukte für AKM und AK74 sind wortwörtliche Quantensprünge, das heißt: Wirklich, wirklich kurze Sprünge über so mickrig-kleine Distanzen, die selbst Physiker die nur indirekt nachweisen können. Man muss schon wirklich wenig Ahnung vom Schießen haben, um sowas abzulehnen. Diskussionen darüber, ob man MDF oder Kompensator haben will, mal aussen vor.

Im Pistolenbereich geht es auch voran und so langsam erkennen die letzten den Wert eines Beavertails (Glock ab Gen 4, Sig 250 mit den Wettkampfgriffstücken) als Mittel zur Rückstoßkontrolle (und nicht nur als Schutz vor Hammerbite wie bei 1911 und HiPower). Ich prophezeihe, dass die nächste Entwicklung die fest integrierte Daumenrampe für die Unterstützungshand wird.

Satan, nach links gewendet:

Das heißt ja nicht, dass man blind alles, was neu ist, anbauen muss. Ich bin beispielsweise Henning Hoffmann ewig dankbar, dass er auf seinen Gewehrkursen so lange über Optik-Krücken gelästert hat, bis ich meinen Rotpunkt vom AR-15 genommen habe. Das würde ich allerdings nicht bei jedem Schüler machen: alte Leute und Leute, die schnell mal Gewehr schießen lernen wollen, wären Ausnahmen. Aber ansonsten gibt das eine solidere Basis und zeigt einem, dass man das Visier-Problem bei der AK lösen muss – nicht unbedingt durch einen Rotpunkt, sondern durch klüger gewählte, klüger platzierte normale Kimme und Korn.  TechSights beispielsweise sind meiner Meinung nach eine gute Idee.

Und die meisten „innovativen“ Pistolenvisierungen der 90er Jahre sind weg vom Fenster, aber immerhin können wir eine kontinuierliche Entwicklung hin zu größeren Elementen beobachten.

Rotpunkte auf Pistolen sind immer noch nicht der Weisheit letzter Schluss und ich hoffe, wir lösen das Problem, bevor ich altersweitsichtig werde.

Volle(r) Faust:

Die Wahrheit ist: Blind ablehnen ist so doof wie blind mitlaufen. Richtig ist, alles selbst auszuprobieren. „Der Timer lügt nicht“ heißt es so schön. Das gleiche gilt für die Löcher auf der Zielscheibe und das Ergebnis einer ECQC-Evolution. Wer vorne dabei sein will, muss selbst Geld und Zeit investieren anstatt Mantras nachzubeten.

Einzig das, was wir nicht ausprobieren können, müssen wir glauben. Für die allermeisten von uns gilt das beispielsweise für die Effizienz von Munition auf Mannziele. Das überlassen wir einfach Leuten wie Doc Gary Roberts. Aber ansonsten gilt: Messen, messen, messen. Ah, und ehrlich sein.