Uhl WS-17

Im Zuge meiner Erkenntnis, dass mein Leben zu kurz ist für Kleinkaliber, habe ich mich von meinem KK-Wechselsystem für meine Glock getrennt. Da das Uhl WS-17 ziemlich selten ist, wollte ich hier mal von ihm berichten.

Das WS-17 wird hergestellt im Familienbetrieb von Johann Uhl. Das WS17 passt auf die Griffstücke von Glock 17 und 22 sowie die obskureren Modelle für .357 Sig und die Sportversionen. Deren Nummern vergesse ich gerne – die Firma Glock war ja noch nie gut im konsistenten Nummerieren ihrer Waffen. Meister Uhl tut es dann auch Glock nach und nennt sein Wechselsystem für die Glock 19 konsequenterweise auch nicht „WS-19“ sondern „WS-17 für Glock 19„. 😉

Kosten

Was einem als erstes ins Gesicht springt, ist der Preis: Das WS-17 kostet gut und gerne 100 EUR mehr als die Pistole selbst – okay, meine Version war die mit Schalldämpfer-Gewinde. Alle meine KK-Waffen haben Schalldämpfergewinde. Ich nenne das „die Hoffnung stirbt zuletzt“. Aber auch die günstigste Variante ist zumindest gleichauf mit dem normalen Waffenpreis.

Die Magazine kosten das Vierfache von normalen Magazinen (was allerdings keine Kunst ist – CZ- oder Sig-Sauer-Schützen oder gar die 2011-Besitzer vermuten ja manchmal bei dem Preis, Glock-Mags wären Einweg-Gegenstände). Autsch, besonders wenn man KK-IPSC damit schießen möchte und mehrere braucht.

Dazu kommt das übliche Glock-Problem: Die Visierung ist die von Glock bekannte. Also gerade mal tauglich, die Schwalbenschwanzfräsung vor Kratzern zu bewahren. Also: Wegwerfen und was neues drauf. Zack, wieder 100 EUR mehr.

Magazine

Die Magazine sind echte Glock-Magazine, die ausgefräßt werden, um dort eine Führung für KK-Patronen anzubringen. Eine ziemlich schöne Arbeit, wie ich finde. Im Gegensatz zu den meisten KK-Magazinen in Deutschland fassen sie 15 (für das WS17) und 13 (für das heißt-nicht-WS19) Schuss, was bei den meisten deutschen Wettkämpfen von Nachteil ist (weil man aus Versehen zu viele Schuss laden kann), beim Training aber näher an der großen Waffe ist.

Schlitten

Der Schlitten ist eine interessante Lektion für Handwerker: Der ist gut. Für die Möglichkeiten, die so ein kleiner Betrieb hat zumindest. Sauber gefräst, minimale Bearbeitungsspuren. Johann Uhl beherrscht seine Fräse. Und die Funktion ist super, um dem vorzugreifen. Es bewegt sich, im Gegensatz zur CZ Kadett beispielsweise, auch der ganze Schlitten.

Aber es ist eben nicht Glock, was bedeutet: Es gibt keine Teniferierung oder sonstige Oberflächen-Nitrierung, nur eine einfache Brünierung schützt die Waffe. Und das nicht besonders gut. Glocks gehören in Kydex-Holster und das, was ich für meine Waffe bauen musste, hat dort arg schnell Kratzer hinterlassen. Für Kleinserienwaffen bietet sich imho Cerakote an.

Originaltreue

Apropos Holster bauen müssen: Das Problem mit dem WS17 ist, das es höher ist als ein Glock-Schlitten. Das liegt am Gas-System (einem Rückstoßverstärker, der auch bei normal-schneller KK-Munition für zuverlässiges Repetieren des Schlittens sorgen soll). Für mich ein K.O.-Kriterium, hätte ich das vorher gewusst: Das Ding soll ja meine Handhabung der großen Glock trainieren. Also muss das gleiche Holster passen. Klar kann ich mir aus Kydex was tackern, aber mein normales Holster ist ein Safariland mit ALS-Sicherung. Das Entsichern gehört zum Ziehvorgang dazu. Sowas kann ich nicht ohne großen Aufwand selber bauen, daher ist es traurig, dass das nicht passt.

Auch wenn der Rückstoßverstärker die Passform versaut, hat er Vorteile: Der ganze Schlitten bewegt sich. Das bedeutet auch, dass man den ganzen Schlitten greifen kann. Systeme ohne den Rückstoßverstärker müssen den beweglichen Teil des Schlittens verkleinern (oder das Material ändern, was die Handhabung ändert). Das erlaubt einem, die Lade- und Störungsbeseitigung genau so zu machen, wie bei der großen Waffe. Gut.

Service

Held, der ich bin, hab ich es geschafft, beim ersten Demontieren eine Feder zu verlieren. Eine wirklich kleine Feder. Die mir erst gegen die Brust geprallt ist (ungewöhnlich, normalerweise geht sowas gegen den Wangenknochen und dann unter der Schutzbrille her ins Auge) und dann im Mülleimer einen Meter rechts von mir verschwand. Der gerade ordentlich gefüllt war mit ähnlich großen Alu-Bohrspänen. Unwiderbringlich weg also.

Also trotz peinlichem Selbstverschulden Anruf bei Uhl. Die hätten mir sofort eine Feder geschickt, waren aber so klever, der Waffe direkt eine beizulegen (in einer Klarsichtdose. Die eingepasst ist in die Schaumstoff-Fassung des Transportkästchens – was Uhl machen kann, macht Uhl großartig). Nach telefonischer Anweisung hab ich auch erkannt, welche das war.

Das war kein Einzelfall: Als ich die Waffe verkaufen wollte, interessierte es mich, ob es einen Unterschied zwischen dem WS für Gen 3 und für Gen 4 gibt. Tut es. Ist ein Teil, was getauscht werden muss und auch einfach kann. Und schon wieder wollten die Uhls es mir sofort schicken, aber ich wollte deren Freundlichkeit nicht strapazieren. Mein Käufer hatte dann ebenfalls eine Gen 4, insofern war es unwichtig.

Fazit

Ich finde das System handwerklich sauber gemacht. Geht besser, aber kaum mit den Mitteln eines kleinen Betriebs wie Uhl. Und größere Produktionen gibt unser deutscher Markt nicht her. Ich kann damit den Ziehvorgang nicht wie mit der Großen trainieren, dank vollwertigem Schlitten geht Tap-Rack-Bang aber sehr gut. Die Präzision der Waffe ist gut. Der Service von Uhl überragend.

Ich hab für mich selbst von KK verabschiedet. Und mittlerweile bietet Fischlein eine Alternative an, die ich mir daraufhin anschauen würde, ob die die gleichen Maße hat wie eine große Glock. Bei Uhl würde ich aber auf jeden Fall noch mal kaufen. Leider sind deren restliche Produkte für Waffen, die mich nicht interessieren (K98, G3) oder Sportabzüge fürs AR-15, und für Sportabzüge gebe ich kein Geld aus. Für andere Schützen in anderen Umständen ist es aber einen Blick wert.