Schießgewehre für nicht-Schießer

Der Ellifritz hat mir einen nützlichen Begriff mitgegeben: „Non-shooter„. Damit ist wider Erwarten niemand gemeint, der das Schießen ablehnt. Sondern jemand, der sich nicht damit beschäftigt, aber eine Waffe gebraucht.

In des Ellifritzens Szenario geht es darum, Leute im Zuge einer Pandämie zu bewaffnen, weil die Polizei ausfällt. Als Amerikaner kann er sich erlauben, eine große Sammlung an billig gekauften gebrauchten Revolvern für so einen Fall zu bevorraten.

Kalaschnikow und AR-15, Teil ?

Pandämie oder nicht, das Thema ist für ich extrem interessant, weil ich seit Jahren eine Rechtfertigung für meine Kaschis zu formulieren suche. Also nicht jagdlich, da ist die kurze AK in 7.62×39 klar als Nachsuchwaffe gesetzt1. Nein, ich meine auf Kursen gegenüber anderen Shootern. Denn egal was der Internet-Diskutant gerne so sagt, Kalaschnikows sind Scheißwaffen im Vergleich zum AR: Weniger präzise, langsamer zu bedienen, stärker im Rückstoß auch bei gleichem Kaliber, schmutzempfindlicher und schlechter mit Optik und Schalldämpfer zu versehen.

Was eine Kaschi hingegen kann, ist, einfach bedienen zu sein. Da hat Sankt Michail alles richtig gemacht, vom fest am Verschlussträger angebrachten Ladehebel, der auch als Zuführ- oder Auswurfhilfe mißbraucht werden kann, über die sichere Magazinarretierung bis hin zur Sicherung, die auch Dustcover ist. Die Waffe für die Arbeiter- und Bauern-Armee, keine Frage. Die Waffe, die ich im Fall einer Zombie-Apokalypse meinem Kumpel C. in die Hand drücken würde, um von dessen FPS-Erfahrungen von Call of Duty bis Destiny zu profitieren.

Und genau so ist es mit Pistole gegen Revolver, wie Ellifritz schon schreibt: Es ist zwar einfacher, eine Pistole gut zu schießen, aber es ist einfacher, einen Revolver irgendwie zu schießen.

Eben so verhält es sich mit der Kaschi im Vergleich zum AR-15: Mit dem AR-15 ist es einfacher, gut zu schießen, mit der Kalaschnikow einfacher, überhaupt zu schießen. Wer das anders sieht, sollte mal im Kopf die Abläufe durchgehen, die man mindestens erklären muss, um ein AR-15 am Laufen zu halten. Macht einfach mal den Mag-Wechsel mit oder ohne Patrone im Lager.

Mindestausstattung

Wenn ich das noch weiter denke und nicht meinen Computerspiel-erfahrenen Kumpel C. nehme, sondern meine Eltern, die sich gegen irgendwelche fiktionalen Corona-Zombies verteidigen müssen, dann komme ich tatsächlich bei den Bock- und Doppelflinten an. Das ist eine Bedienung, die ich sogar am Telefon erklären könnte. Optimiert mit 40cm Lauf, 20cm Schaft, Halter für zwei weitere Patronen am Vorderschaft, Einabzug und Ejektor und geladen mit Federal Reduced Recoil oder Hornady Low Recoil… ah, und um TB glücklich zu machen, gleich noch mit Bajonett.

Das ist schon eine wertvolle Erkenntnis, finde ich. Danke, Greg Ellifritz. Aber wo ich jetzt nur noch monatlich schreibe, hier als Bonus noch eine andere Stoßrichtung:

Sinkender Grenznutzen

„Non-shooter“ sind mehr Leute, als man denkt. Mir ist das wirklich erst aufgegangen, als ich mal die Gelegenheit hatte, ein paar SpecOps-Typen beim Schießen zuzuschauen. Selbst dort gibt es Leute, die sich gar nicht für’s Schießen interessieren. Für die muss die Knarre nur funktionieren. Die sehen ihre Hauptaufgaben irgendwo beim Leben retten, Spuren suchen oder Leute ausbilden und die Knarre ist nur ein weiteres, meist sperriges, Werkzeug. Ihr erinnert Euch vielleicht an das Zitat, der Hauptvorteil des H&K 416 sei, dass man in Wüstengebieten weniger putzen muss und deswegen mehr mit der Familie daheim telefonieren kann – das sind die typischen Kunden dieser Art.

Polizisten sind ebenfalls fast alles „Non-shooter“. Das ist zwar für uns irrelevant, wir wollen das nicht zum Lästern nutzen wie so viele andere Blogs, aber es zeigt, wie unsinnig es ist, beispielsweise von der P226 zu einer moderneren Waffe wie der Glock zu wechseln unter dem Deckmäntelchen des besseren Schießens.

Das merkt niemand. Eine Glock ist natürlich trotzdem besser für Polizisten, denn wiegt am Gürtel merkbar weniger als die Ganzstahl-Wunder aus der Frühzeit der Wondernines und das ist bemerkbar.

Aber da ist Ende der Fahnenstange. Wechsel weg von einer modernen, striker-fired plastic wondernine zu einer anderen ist immer politisch (bzw. von Sponsoren, Buchvorschüssen oder im besten Fall, regionelen Inestoren) getrieben, niemals fachlich.