KK-Training

Ich hab es lange selbst geglaubt: Kleinkaliber-Training ist günstig, fördert die Waffenhandhabung und die Schusspräzision. Tja, es stellt sich heraus, dass das gar nicht immer so ist.

Günstig?

Schießen in Deutschland ist per se nicht günstig. Für mich war Schießen mit KK im Besonderen nicht günstig, denn auf Grund der Kontingent-Beschränkung kei Kurzwaffen kam nur ein Wechselsystem in Frage. Und auf Grund meiner eigenen geistigen Beschränkung heißt Kurzwaffe bei mir auch einfach „Glock“. Und die Wechselsysteme für Glock sind nicht wirklich günstig. Für die 645 EUR, die mein Uhl WS17 gekostet hat, kriege ich Ende 2015 etwa 4000 Schuss 9mm. Und KK ist nicht geschenkt – billige KK-Munition kostet auch irgendwo zwischen 33% und 66% von billiger 9mm-Munition, das dauert also auch etwas, bis sich das amortisiert. Für den Preis eines Uhl WS kriegt man übrigens auch eine schicke Dillon-Mehrstationenpresse. Für den, der daran Freude hat, fällt der Preis für 9mm dann auch noch.

Schusspräzision

Jedem ist klar: Mit KK trainiere ich nicht für schnelle Folgeschüsse. Das wäre absurd, wenn auch manchmal ein Hochgefühl. Was aber imho nicht so vielen klar ist: Auch den Erstschuss trainiere ich nicht richtig. Klar, Anfänger profitieren davon, den Abzug richtig bedienen zu lernen.

Aber ich hab irgendwann gemerkt, dass der richtige Griff wichtig ist. Und KK muss man nicht richtig festhalten, also vertun wir uns nicht: Dann tut das auch kaum einer. Vielleicht ein, zwei Mal. Danach ist das vergessen. Gerade wer sich gezielt auf die Abzugskontrolle konzentriert, lockert den Griff (weswegen ich Techniken wie Surprise Break nicht lange erkläre, sondern schnell zu Compressed Surprise Break übergehe)

Zielen über Kimme und Korn kann man damit gut üben. Sobald man den Griff allerdings so stark hat, wie er bei GK sein muss, erledigen sich die anderen 50% des Zielprozesses: Nachzielen ist einfach, wenn die Waffe beim Schuss eh‘ nicht mehr aus dem Ziel ruckt.

Abzugskontrolle und Zielen sind für mich Anfängerfähigkeiten. Fortgeschrittene scheitern eher an Griff und Nachzielen. Damit ist meiner Meinung nach das Limit von KK recht schnell erreicht.

Waffenhandhabung

Schießen und Treffen lernt man meiner Meinung nach also nicht mehr mit KK, wenn man vom Anfänger-Level weg ist. Im Ausgleich lernt man, egal wie gut das Wechselsystem ist, Störungsbeseitigung ganz toll. KK-Munition ist von vergleichsweise schlechter Qualität. Trotz meiner Vorliebe für Füllworte ist „vergleichsweise“ ernst gemeint: Natürlich kann man tolle, zuverlässige KK-Munition kaufen. RWS und Lapua haben da vermutlich einiges. Aber KK-Munition, die mehr kostet als vergleichbar zuverlässige 9mm-Munition (und „vergleichbar“ bedeutet „auf dem Niveau einer 250er Schüttpackung von S&B, der billigsten am Markt), taugt auch für’s Training nicht.

Das hat einen riesigen Wert. Natürlich geht das auch anders. Mit Dummy-Patronen beispielsweise. Aber niemand besitzt so viele Dummies wie eine Schüttpackung Federal KK von Haus aus mitbringt. Als deren Fertigungsqualität zu Zeiten des großen 2014er-Munitions-Engpasses in den USA völlig im Keller war, hatte ich eine Störung pro Magazin. Das ist zweifellos gutes Training, wenn der Schlitten dem der großen Waffe entspricht (Uhl WS-17: Ja. CZ Kadett: Nein).

Ich persönlich brauche das nicht. Mein Störungsbeseitigungskonditionierung hörte damals auf den Namen CZ 75 Shadow Mamba. Mit dem Nachteil, das ich keine Waffenreviews schreiben sollte, weil Tap-Rack-Bang bei mir so verwurzelt ist, dass ich immer vergesse, nach der Ursache einer Störung zu gucken.

Fazit

Es kommt natürlich immer auf die Umstände an: Wer nur einmal im Monat GK trainieren darf und sonst nur KK, der braucht ein KK-Wechselsystem, komme was wolle. Wer eine CZ oder Sig hat, bekommt ein gutes günstiges Wechselsystem, was KK einen viel größeren Preisvorteil verschafft als das bei Glock der Fall ist. Wer einen Ort hat, wo er KK schießen muss… klar.

Für mich gilt das alles nicht. Für mich ist KK keine Option, sondern verschwendet Zeit, in der ich auch richtig trainieren kann. Deswegen ist auch mein Uhl WS den gleichen Weg gegangen, den auch mein CZ Kadett beschritten hat: Ab zu eGun.

Ich möchte hier fairerweise aber abschließend festhalten: Ich hab trotzdem noch ein KK-Gewehr. Nicht für billiges Training, wie gerade erklärt, sondern für dezidierte Disziplinen, die ich mag (Appleseed z.B.). Als vollwertige Waffe mit eigenem Anwendungsbereich kann KK nämlich durchaus was. Fragt auch mal die Israelis.

Fußnote: Ups, da hab ich doch glatt eine Woche lang fleißig Artikel geschrieben, aber keinen veröffentlicht. Kommt nicht wieder vor.