H&K MR 223 und H&K 416

Als Waffen-Hipster muss man H&K ja doof finden. Vermutlich, weil Mad Ogre mal treffenden Slogan „because you suck and we hate you“ für deren Kundenservice geprägt hat und das mittlerweile (zehn Jahre und mindestens einen CEO-Wechsel und Bankrott später) überall angekommen ist.

Ich komme auch immer wieder als Kritiker rüber. Gerade jetzt, wo H&K endlich auch verstellbare Gasentnahmen für Zivilisten anbietet, diskutieren meine Freunde die Waffe wieder mehr. Aber um das klar zu machen: Wenn man nicht auf’s Geld achten muss, finde ich H&K zum gegenwärtigen Stand super. Ich würde kein anderes Piston-AR kaufen, wenn ich nicht schon eins hätte.

H&K waren halt zu Zeiten der AR-15-Innovation ziemliche Vollpfosten. Die haben noch kurze Quad-Rails gemacht, als alle anderen schon diskutiert haben, ob MLOK oder Keymod und niemand nur eine Sekunde bezweifelt hätte, dass ein Vorderschaft besser wird, je länger er ist.

Und dann haben sie sich mit Anlauf für das falsche System entschieden, es falsch herum gebaut (kleiner Tipp: MLOK löst genau diese Schwäche von KeyMod) und zudem nicht kapiert, warum proprietäre Lösungen strunz-dumm sind, wenn man selbst keine Anbauteile produziert.

Beim Gassystem waren die ähnlich blöd, da war sogar der direkte Kopist, Sig mit der 516, kleverer (und die Vollpfosten haben sogar das Rail kopiert ohne eine Sekunde nachzudenken): Zivilisten ein nicht-einstellbares Gassystem zu verkaufen, war entweder arrogant oder dumm.

Dann die Geschichte mit dem anderen Pinhole, was dafür gesorgt hat, dass sie inkompatibel waren zu allen anderen AR-15-Systemen und man Upper und Lower nicht mit anderen AR-15s tauschen konnte. Haben dann ja endlich nach zwei Versionen den Schwanz eingekniffen und nachgebessert.

Dann die Geschichte, wo sie nicht kompatibel waren mit PMAGs. Da haben sie sich dann an H&K-Fanboys mit den sauteuren und sauschweren H&K High Reliability-Mags dumm und dämlich verdient haben, bis Magpul und sie sich über mehrere Versionen endlich in der Mitte getroffen haben (und da müssen sie immer noch FN und dem SCAR brav danke sagen, weil das auch nicht mit PMAGs klar kam, denn ob der Druck sonst gereicht hätte?).

Innovativ waren die nie. Aber mittlerweile gibt es auch nicht mehr viel Innovation im AR-Bereich, deswegen isses okay. H&K sind hinterher gekrochen und bauen jetzt alles, was wichtig ist, und das so hochwertig wie wir das von denen gewohnt sind.

Trotzdem lässt es mich nicht los: Sowohl die Magazin-Geschichte wie auch die Größe des Pinholes lassen sich meines Wissens nach erklären über alte Standardmaße. Aber einmal die Augen aufzumachen und sich in der Wirklichkeit umzusehen hätte den Fehler sofort vor Augen geführt.

Genau so mein persönlicher Aufreger, die Waffenfarbe RAL-8000: Das ist so ein nutzloser, heller, leuchtender Farbton, der lässt sich in meiner Welt nur erklären dadurch, dass jemand die alte Wehrmachtsfarbe für Wüstenanstrich gegoogelt hat und denn den ersten Artikel nicht bis zum Ende gelesen hat – denn in jedem Artikel dazu steht drin, dass der alte RAL-Farbton nicht der gleiche ist wie im neuen RAL-System. Der alte, oh Wunder!, sieht nämlich den zahlreichen Coyote-Varianten sehr viel ähnlicher. Auch so ein Recherche-Versagen.

Trotzdem: Wer unbedingt ein Piston-AR will, kommt Anfang 2019 nicht an H&K vorbei, denke ich. Ich würde mir trotzdem eher ein normales DI-AR-15 in 10.3″ oder 11.5″ vom Horner zusammen bauen lassen. Gibt’s ja seit Jahren exzellente Erfahrungswerte zu, wie groß man die Gasbohrung ausführen muss und schwere Buffer baut sogar Brownell’s selbst mittlerweile. Mehr braucht’s dafür imho nicht. Ist also keine Zauberei wie zu Zeiten von CAR-15, Colt Commando, XM-177, GAU-5 und XM933 (aus dem Gedächtnis, keine Garantie bei der Reihenfolge der ersten beiden), als die grundelgende Meinung war, dass das nur unzuverlässig funktioniert. Die Jungs von NWSCRANE haben lange genug getüftelt, mittlerweile geht das alles 100%. Warum DI? Weniger Rückstoß (nicht, dass das wichtig ist) und weit weniger Gewicht (sehr wichtig, finde ich).