Donnerstag

Ein paar Gedanken zu einem obskuren Todestag morgen.

  • Am 23.2.2016 ist Rustem Cudi während der Shaddadi Offensive gestorben. Rustem Cudi hieß bürgerlich Günter Helsten, war 55 oder 56 Jahre alt, Ex-Bundeswehr-Soldat, dann 10 Jahre bei der Fremdenlegion: Vermutlich kein leicht zu begeisternder nur-dem-Alter-nach-Erwachsener, und auch keiner, der sich blind der MLKP angeschlossen hatte, um so den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben 1 sondern ein Veteran, der nach eigenen Worten einfach nicht ertragen konnte, dass der IS ungehindert Wehrlosen die Köpfe abschnitt und damit Fußball spielte. Ich kannte ihn nicht, aber ich glaube, sein Grund gegen den IS anzutreten war ähnlich legitim wie es das damals gegen die Nazis war23 und seine Plattform war die beste, die ihm zur Wahl stand. Hut ab dafür. Quellen: International Business TimesVICE
  • Ich bin mir sicher, wäre Rustem Cudi bekannter geworden, würden sich Spiegel, Stern und Zeit überschlagen, seine Schwächen aufzudecken. Die Badische Zeitung scheint bemüht zu sein, das Profil eines sozial gestörten Aussenseiters zu zeichnen: Freundlich und hilfsbereit, aber bindungsgestört und immer noch im Krieg gefangen. In den heutigen Zeiten kommen wir einfach nicht klar mit jemandem, der sich freiwillig in Gefahr begibt und willens ist, Leute zu töten, um anderen zu ihrem Recht zu verhelfen. Den müssen wir erst mal mit etwas Dreck bewerfen, damit er uns ähnlicher ist, bevor wir ihn dem Rest präsentieren. Ich habe keine Ahnung, wer Rustem Cudi als Person war, ich kann ihn nur an dem messen, was er getan hat – und daran finde ich persönlich nach jetzigem Informationsstand wenig tadelnswertes.
  • Ich fühle mich ein wenig unfair, denn ich bin mir sicher, einige meiner Freunde können ähnliche Geschichten von ihren Kameraden erzählen. Die Bundeswehr beispielsweise ist sehr sparsam mit Mitteilungen über Gefallene, hat sich ewig lang gedrückt, überhaupt eine Ehrenmedaille  auszugeben, und ich schäme mich immer noch, dass wir Fernmelder früher oft darüber gewitzelt haben, den gefährlichsten Job zu haben4, weil die Todeszahlen des KSK einfach ewig nicht veröffentlicht wurden5. Falls jemand möchte, steht jedem die Gelegenheit eines Artikels hier offen.