Die KK-Kurzwaffe

Ich hab ja schon mal gesagt: Das Leben ist zu kurz für Kleinkaliber. Aber dann hat man den Fallenjagdschein und kriegt seine dritte Kurzwaffe als Jäger bewilligt und die muss dann meistens KK sein, tja, was macht man dann?

Wenn Ihr mich fragt, kauft man dann einen Revolver. Ja, wirklich. Das obsolete Ding.

Warum? Weil .22 lfb eine Scheisspatrone ist. Und das ist technisch gemeint: Randzünder sind schwer zu bauen, deswegen machen wir das eigentlich nicht mehr. Das Pulver ist speziell, der Randzündsatz ist frickelig, die Hülsenhärte speziell, um sowohl genügend Verbrennung zu garantieren als auch in Blowback-Waffen nicht zu klemmen… warum wir uns das immer noch antun, ist eine Frage für Wirtschaftswissenschaftler, nicht Ingenieure. Und man kriegt sie nie zuverlässig. Bei KK lassen wir das meistens durchgehen, weil’s günstig ist  — oder kaufen ganz teures Zeug von Eley & Co zu Preisen, wo man auch erwachsene Munition kaufen könnte.

Und seit Ewigkeiten erzählen uns Revolverfans, dass die Dinger ja so zuverlässig sein, besonders, weil man ja einfach noch mal abdrücken könnte bei einem Zündversager – dabei konsequent ignorierend, dass DA-Waffen das auch können und, viel wichtiger, dass Zündversager kaum ein Problem sind bei moderner Munition.

Tja, außer bei .22 lfB. Ihr erinnert Euch, ich hab zwei Mal explizit Tap-Rap-Bang trainiert: Mit einer schlecht produzierten CZ75 (da war die Waffe schuld) und mit einem exzellent gemachten KK-Wechselsystem von Uhl (da war es definitiv die Mun). Weil die Munition so scheiße ist.

Ansonsten: Um KK zu zünden braucht man Wumms. Das bedeutet, dass die Abzüge solcher Waffen ziemlich krass sein müssen, denn die müssen ja den Hammer spannen. Und Revolver noch mehr als selbst DA-Waffen (weil erstere noch die Trommel drehen). Besser trainieren geht gar nicht.

Was auch noch interessant ist: Wenn Randpatronen schon an sich scheiße sind, dann sind Randpatronen in Double-Stack-Magazinen noch beschissener. Das habe ich schon in gut gesehen (mal wieder von Onkel Uhl), aber die Mühe machen sich die wenigsten. Wenn man dann die Kapazitäten von Single-Stack-Magazinen mit denen von Revolvern vergleicht, ist das bei weitem nicht mehr so schlimm wie bei einem modernen 6,7 oder 8-Schuss-Revolver und einer 15- bis 18-schüssigen Wondernine.

Fazit: Ich sehe Revolver nicht als ideale praktisch-taktische Kurzwaffe. Völlig ausreichend für die meisten Zwecke, klar, aber es geht immer etwas besser. Aber ich schätze sie als ideales Trainingsgerät für die Abzugskontrolle und zu unterschätzen ist die Wirkung nicht. Und der .22lfB Revolver verschwendet bei Jägern keinen wichtigen Eintrag.

Abschließend verweise ich hier noch auf einen netten  Gastbeitrag bei Greg Ellifritz zu .22er Revolvern von einem 91-jährigen Schützen. Also bleibt imho nur noch eine Frage: S&W 317 oder Ruger LCR?

Update, 8. Jan 2019: Lucky Gunner hat auch noch was in die Richtung und empfiehlt den S&W 43 C.