308 Win und 300 BLK Unterschall

Der gute PS hat ein neues Spielzeug und alle Zuschauer und besonders Zuhörer waren begeistert: Eine Bergara BA13. Eine extrem kompakte, zerlegbare Ein-Schuss-Kipplaufbüchse für kleines Geld. Mit Schalldämpfer ein Traum.

Er hat sich die Waffe in 300 BLK gegönnt. Das führte in meinem Freundeskreis zu interessanten Diskussionen, weil natürlich gleich die Frage kam „warum nicht 308 Win?“

Da gibt es natürlich viele Antworten je nach Verwendung. Reden wir deswegen heute mal über 308 Win und 300 BLK im Unterschall-Kontext.

Fertige Unterschall-Patronen für 308 Win

Wer nicht wiederläd‘, für den ist die Diskussion sehr einfach: 300 BLK hat die größere Auswahl an Unterschall-Laborierungen. Es gibt nur wirklich wenige fertige Laborierungen in 308 Win und die wenigen in Deutschland erhältlichen sind meist sehr spezielle militärische wie die RUAG SWISS .308 Subsonic 200gr. Letztere ist auf 30cm (also 12″) Lauflänge und einen kurzen Drall von 1/7″ ausgelegt.

Eine gute Patrone nach allem was ich höre, aber der Wert einer so speziellen Patrone ist gering, wenn man eine bestehende Waffe verwenden will:

Eine klassische 308 hat 24″ Lauflänge und einen Drall von 1/12″. Da kann es sowohl zu Laufsteckern kommen, weil das Pulver eben auf der Hälfte der Strecke schon verbrannt ist. Sollte das Geschoss den Lauf schaffen zu verlassen, kann der zu langsame Drall das Geschoss taumeln lassen, was zu Einschlägen in den Blenden des Schalldämpfers führen kann. Beides Mist.

Und selbst wenn wir das, was ich eine moderne 308 nennen würde, nimmt, ist man bei 16″ Lauf und 1/10″ Drall schon außerhalb der Spezifikation und nimmt ein Risiko auf sich – Berechnungen, wie weit das außerhalb der Spezifikation ist, gibt es im Wiederlade-Teil weiter hinten im Text.

Ich persönlich kann mir vorstellen, dass diese Bandbreite an möglichen 308-Waffen auch der Grund ist, warum Hersteller Unterschall-308 so wenig anbieten: Es ist eben verdammt riskant, falls man einen uninformierten Kunden mit einer „klassischen“ 308 erwischt, der seinen Lauf sprengt oder seinen teuren neuen Schalli demoliert.

Von Halbautomaten, die ja den passenden Gasdruck dann auch noch für den Ladevorgang brauchen, ganz zu schweigen.

Wer sowas schießen will, hat vermutlich nichts passendes im Schrank stehen und muss erst was kaufen. Und dann kommt die Frage, warum dann nicht gleich eine 300 BLK? Mit dem kleinen Angebot fertiger Patronen in Deutschland ist die 308 Win meiner Meinung nach erledigt als Unterschall-Waffe.

Wiederladen für Unterschall-308 Win

Wiederladen für die 308 Win ist hingegen was anderes: Da die 300 BLK ja ursprünglich einfach eine 223er Hülse ist, in die jemand ein 308er Geschoss gesteckt hat, wissen wir, dass die Geschosse in beiden Hülsen gleich gut funktionieren werden1.

Als Wiederlader kann man also auch ein wunderbar unterschallig funktionierendes Geschoss wie das 194grs. Lehigh Defense Maximum Expansion Geschoss oder das Nosler 220grs. RN Ballistic Tip Hunting Bullet in eine 308 Win Hülse stecken. Man muss natürlich etwas nachdenken, weil das Hülsenvolumen größer ist und sich eventuell ein etwas großvolumigeres Pulver anbietet, als eine Ladeempfehlung für 300 BLK das nehmen wird, aber ansonsten ist alles gut. Fast alles…

Es gibt ja noch einen Faktor: Die vorhandene Waffe. Oder besser, den Lauf. Unterschallgeschosse sollen ja viel Leistung mibringen und das bei einer Geschwindigkeit von weniger als 343m/s (minus die üblichen Sicherheitsmargen bei Luftdruckschwankungen, Temperatur und Genauigkeit der Pulverabwägung). Also sind Unterschallgeschosse möglichst schwer. Schwere Geschosse brauchen schnellen/kurzen Drall, um stabilisiert zu werden.

Und da ist das Problem: Welchen Drall braucht man? Da gibt es zwar Formeln wie die von Greenhill oder Miller aber die sind leider nur ungefähre Eckpunkte. Und gerade wenn man dort an’s Limit stößt, kann man nicht sagen, ob etwas funktioniert und das tun wir:

Ein Beispiel wäre das weiter oben erwähnte Ballistic Tip Hunting Bullet von Nosler: Mit 220grs Gewicht und einer Gesamtlänge von 1.420″ kommt man sowohl bei Miller als auch bei Greenhill (wo die Mündungsenergie und damit die Lauflänge eine Rolle spielt, die ich mal auf 16″ gesetzt habe) auf einen notwendigen Drall von etwa 1/9.5″ oder kürzer. Die 1/10″ einer modernen 308 Win ist da schon mutig, und deswegen ist bei 300 BLK auch fast alles 1/7″ oder 1/8″.

Das Berger Elite Hunting 245gr kann sich jeder selbst angucken, weil Berger einen netten Rechner dazu hat. Auch da: 1/10″ ist ‚marginally stable‘, erst ab 1/8″ ist es ’stable‘.

Was gibt es denn mit einem schnelleren Drall als 1/10″ zu kaufen? Meines Wissens nur die die eingangs erwähnte Bergara BA13 mit in der Kurzlauf-Variante, die schweineteure Oberland Arms OA-10 DMR-E und die schweineteure und dabei auch noch schlechte Desert Tech SRS. Alles andere muss man sich teuer (um-)bauen lassen. Zum Glück hat Lothar Walter natürlich 1/8″ Laufrohlinge im Angebot, die man für beide Kaliber verwenden kann.

Hier übrigens ein absolut unwichtiges Detail, aber klugscheißen gehört bei mir ja zum guten Ton: Die Kammer der 300BLK ist kürzer als die der 308 Win, das heißt, bei gleicher Lauflänge hat erstere einen Hauch mehr Leistung, weil sie ungefähr 51mm – 35mm = 16mm mehr Lauflänge zur Verfügung hat.

Tja, wer also Wiederlader ist, kann beides nehmen, es hängt einfach davon ab, welche Waffe man zur Verfügung hat. Die Auswahl an Waffen mit passendem Drall ist wieder mal größer bei 300 BLK.

Jäger und die 300 BLK

Unterschallig schafft weder die .308 Win noch die .300 BLK die 2000 J Energie auf 100m, die vorgeschrieben sind für Hochwild. Das ist für waidgerechtes Töten zwar auch nicht wichtig, wie jeder weiß, der beispielsweise mal feral hogs in den USA gejagd hat. Für rechtskonformes Jagen in Deutschland ist es das aber schon.

Die 300 BLK schafft allerdings auch in ihrer wunderbaren überschalligen Konfiguration das Limit nicht, die 308 Win schon.

Damit will ich weder sagen, dass jeder Jäger immer eine normale, überschall-schnelle 308 Win in der Jackentasche haben sollte, falls mal eine Überprüfung kommt. Noch möchte ich darauf rumreiten, dass nach der Jagd niemand den Unterschied im Wildkörper erkennen kann, ob es jetzt eine Unter- oder Überschallpatrone war.

Ich will lediglich an folgenden Satz erinnern: Fürchte Jäger mit nur einer Waffe, sie werden ziemlich gut damit umgehen können.

Das Hochwild-Jagdgewehr sollte das Übungsgewehr sollte das Unterschall-Niederwild-Gewehr sein. Eine Waffe ist besser als zwei. Wer das beherzigt, nimmt vermutlich eine in .308 Win statt einer 300 BLK (und einer in .308 Win).