Pistole mit Anschlagschaft

„Pistole mit Anschlagschaft“ ist die beim BDS übliche Bezeichnung für eine Pistole mit irgendeiner Form von Gewehrschaft. Das sieht doof aus, funktioniert aber ganz gut.

Fans von Klassikern denken sicherlich als erstes an eine Mauser von 1896 mit ihrem hölzernen Holster, das auch als Schaft dienen konnte. Liebhaber moderner Pistolen denken vermutlich erst mal an den Roni G1 oder das Triarii-System von Hera Arms. Es gibt noch einige andere. Und cool sehen die aus. Das war der Trend im Jahr 2014 oder so. Klar war ich dabei^^

Ich selbst hatte nur das Roni und musste einsehen, dass die Idee, die Visierung von der Waffe zu entkoppeln nur bedingt funktioniert, wenn man die Waffe nicht zuverlässig eingespannt kriegt. Oder, ehrlicher gesprochen: Das war Kacke. Und ich war kein Fan vom ersten Triarii, was nicht mit jeder Visierung funktionierte und eigentlich eine Pistole verlange, die nur für diesen Zweck benutzt wurde. Das integrierte System war also nichts für mich.

Stand 2016

Aber der Schaft selbst funktioniert gut: Ja, ein Schaft ist nicht der einzige Grund, warum Gewehre so viel einfacher zu schießen sind als Pistolen, aber ein wichtiger.

Als Purist war mir also recht schnell klar, dass ein simpler Schaft nicht so cool aussieht wie ein komplettes System a la Triarii oder Roni, aber den gleichen Vorteil bringt.

Ein zweiter Punkt, wo ein Gewehr besser ist, ist natürlich die Visierlänge. Der fällt weg, wenn man einen Rotpunkt verwendet. Und ein Bonus: Wer den Rotpunkt lange suchen muss bei der Kurzwaffe, hat das Problem beim Gewehr nicht mehr: Der Schaft positioniert den Kopf gleich richtig.

Es gibt noch ein paar andere Überlegungen. Ich bin mir sicher, dass der gute PS uns in einer zukünftigen Visier-Ausgabe einen netten Artikel dazu kredenzen wird. Bis dahin empfiehlt sich ein Blick auf einen Artikel von Gabe Suarez. Ja, wirklich! Ich mag den Kerl nicht, einer dieser öligen Verkäufertypen, der immer das lobt, was er gerade anbietet 1. Aber seine weiterführenden Ideen zur Pistole-als-Langwaffe sind klever. Zum Beispiel sein Argument, dass eine Glock als Pistole keine Sicherung braucht, aber als Gewehr vielleicht schon, weil man das ja nicht holstert.

Man kann sich also recht einfach eine nette Langwaffe 2 bauen. Das war es, was man als hipper Typ um 2016 machte.

Aber: Meh. Pistolen benutzt man ja, weil sie leichter zu führen sind. Ansonsten könnte man auch eine Langwaffe im Kurzwaffenkaliber führen, oder?

Der Weg zur PDW

Wirklich gut wird das Konzept erst, wenn man die Kurzwaffe auch als Kurzwaffe benutzen kann. Da ist der Festschaft keine Option. Für mich persönlich wird es hier wieder interessant: Denn einen Schaft und einen Rotpunkt in eine Pistole zu integrieren und die immer noch als solche benutzen zu können, das ist eine Design- und Ingenieurs-Herausforderung. Und das, Witze über 90er-Jahre-Hypes mal außen vor, nenne ich eine PDW.

Der Litmus-Test für mich ist ein Pistolenholster. Eventuell muss das so groß und klotzig werden wie für die H&K MP7, aber eine PDW muss man in einem Holster unterbringen können. Und zwar einhändig. Und eine Waffe, die man einhändig holstern kann, sollte man auch einhändig schießen können.

Und wisst Ihr was? Es gibt erste Ansätze. Natürlich nicht von Glock, dort fällt man ja vor Angst vom Hocker, wenn man „Fortschritt“ hört 3. Aber wie es scheint, hat CZ in Zusammenarbeit mit Aimpoint sowas geplant:

B&T PDW auf CZ75-Basis mit Aimpoint Nano bei Recoilweb
Hier der französische Original-Artikel

So geht’s. Und ich persönlich finde es wahnsinnig verlockend, sowas jetzt für Glock oder 1911 zu bauen. Warum die beiden? Weil ich die besitze. Und weil der Befestigungsmechanismus für den Schaft ähnlich wäre: In der Griffaushöhlung und an dem Pin, der den austauschbaren Griffrücken hält bei der Glock und im Mainspring-Housing bei der 1911. Bei einer Sig 226 (dieser Kelch ist jüngst an mir vorbei gegangen) müsste man vermutlich die Griffschalen dazu heranziehen.

Sage ich mal so.