Meine Glock

Eine der Zielsetzungen beim Konzept der Ebbefestung war, mir Arbeit zu sparen. Zum Beispiel, indem ich häufig gestellte Fragen nur einmal beantworte, dafür aber richtig. Hier der erste Artikel zu meiner doch recht seltsam anmutenden Glock.

Wer kennt das nicht: Da steht man auf einem Kurs, bemüht sich, dem Thema zu folgen, aber der Schütze nebenan hat eine viel zu interessante Waffe. Und man weiß genau, wenn man das jetzt genau so hätte, wäre man auch gleich viel besser.

Ist zwar Quatsch, weiß auch jeder von uns, aber das macht es ja nicht einfacher 😉

Meine Glock macht mich tatsächlich zu einem besseren Schützen. Dafür hat sie einige Umbauten erfahren. Die Basis ist eine Glock 19 der Generation 4. Hier ist sie:

Glock 19

1) Der Undercut

Die Glock ist nicht die erste Waffe mit Polymer-Griffstück, aber der dicke Abzugsbügel zeigt ihr Alter an: Heute traut man sich, sowas dünner zu machen. Wer häufiger große Schussserien mit der Glock schießt, kennt den „Glockfinger“, die Prellung oder Blase am Mittelfinger der schussstarken Hand. Erfahrenere Schützen haben hier eine Schwiele. Muss aber nicht sein, denn man kann dort einfach etwas rumfräsen und Material abtragen. Schon wird der Finger nicht mehr so geprellt und die Waffe liegt auch noch höher in der Hand.

Manche machen zwei Ausfräsungen, die zweite in der Mitte des Abzugsbügels. Die ist gedacht für die schussschwache Hand, damit die auch etwas höher an die Waffe kommt. Habe ich selbst nie benötigt.

2) Fingerrillen

„Fingerrillen sind perfekt für etwa 50% der Gesellschaft“ soll der alte Bubits mal gesagt haben. Ich gehöre zu den anderen 50%. Bei mir passen die nicht. Oder anders: Wenn ich die Fingerrillen nutze, dann sitzt die Waffe zu tief, was sich negativ auf die Rückstosskontrolle auswirkt. Also wurden die abgeschliffen. Und danach wurden dort mittels Lötkolben ein rauhes Profil eingebrannt, was man „Stippling“ nennt.

Ich hab damals erst die Fingerrillen entfernt und dann den Undercut gemacht. Heute würde ich das anders herum vorgehen, denn es hat sich rausgestellt, dass für mich der Undercut gereicht hätte, damit die restlichen Finger richtig sitzen.

3) Ausschnitt

Dieser Ausschnitt dient dazu, ein klemmendes Magazin entfernen zu können. Ich muss zugeben, ich habe nur einmal ein klemmendes originales Magazin gehabt, nachdem ich in Philipsburg im Sand gespielt hab. Theoretisch klemmen Glockmagazine, wenn der Stahlkorpus an der Schweißnaht bricht und der Druck der Patronen den Korpus auseinander drückt. Habe ich noch nicht erlebt. Aber ich habe ein billiges Magazin aus China, welches unabhängig davon zuverlässig klemmt.

Alternativen sind natürlich, einfach längere Magazine zu benutzen oder alle Magazine mit einer Vickers-Floorplate zu bestücken. Das hier ist imho die universellere Lösung. Manch einer schneidet auch den Griff schräg ab, was den Vorteil hat, dass man das Magazin am Gürtel oder einem anderen Vorsprung einhändig abziehen kann – aber dann passt mein Griffstück nicht mehr in meine Hand.

4) Rampe und Stippling

Die Rampe ist eine der brutalsten Modifikationen, die ich kenne. Mit einem Lötkolben wird hier Material von oben zur Mitte geschoben und dann mit Lötkolben und Dremel zur Rampe geformt. Funktioniert brilliant, entspricht den Rampen, die IPSC-Open-Schützen an ihren Rotpunkt-Befestigungen anbringen. Damit hält man die Waffe bei Folgeschüssen weiter unten.

Ist natürlich nur empfehlenswert, wenn man den Daumen der schussschwachen Hand dort hinlegt, aber ich halte das für die effizienteste Technik und komme davon nicht mehr weg. Tom Givens ist übrigens einer der wenigen mir bekannten Schießausbilder, die das nicht machen.

Statisch fand ich diese Modifikation bedenklich, bis mir aufging, das an dieser Stelle überflüssiges Material ist. Richtung Griff befindet sich ja der Take-Down-Lever in einer Vertiefung. Das ist die schwächste Stelle im Griffstück. Man kann also imho bedenkenlos dahinter (in Richtung Laufmündung) so viel abtragen, bis man auf gleicher Dicke ist und verliert keine Steifheit. Eventuell gibt es Materialversprödung durch den Wärmeeintrag vom Lötkolben, aber das hat sich nicht bemerkbar gemacht.

Alternativ kann man diesen Bereich einfach aggressiv stippeln, aber das scheint mir wie der Versuch, eine Käsereibe durch seitlichen Druck mit dem Daumen von einer Aufwärtsbewegung abzuhalten – nicht empfehlenswert.

Ich habe diese Modifikation nur einseitig angebracht, weil auf der anderen Seite das Beschusszeichen ist. Dort ist um das Beschusszeichen herum gestippelt, was mir einen Indexpunkt gibt, um den Abzugsfinger lang anzulegen.

5) Der Rotpunkt

Gabe Suarez hat den Rotpunkt auf der Kurzwaffe wieder populär gemacht. Vor ihm haben es schon andere probiert, aber sein Timing war gut, weil Rotpunkte vorher den Rückstoß nicht lange überstanden haben. Meine Erfahrungen mit diesem System gibt es in diesem Artikel: Der Pistolen-Rotpunkt.

Den Umbau hat Büchsenmacher Thomas Spohr für mich durchgeführt. Der Rotpunkt ist ein Docter Sight III, weil das für Tobias Bold in Waffenkultur #16 auch schon funktioniert hat.

6) Schalldämpfer-Visierung

Die Eisenvisierung auf dieser Waffe sind Suppressor-height Sights von Trijicon. Die sind etwas höher, damit man über einen Schalldämpfer drüber blicken kann. Das bietet sich auch an, um über einen eingebauten Rotpunkt hinweg zu schauen.

7) Skateboard-Tape

Schwer zu erkennen: Oben auf dem Schlitten befindet sich Skateboard-Tape. Der Rotpunkt macht das gewohnte Durchladen der Waffe etwas komplizierter. Es geht zwar, aber ich vermeide es für Brass-Checks, damit nicht zu viel Fett und Schweiß auf die Optik kommt. Das Tape erlaubt es, den Brass-Check zuverlässig mit dem Daumen der schussschwachen Hand durchzuführen oder die Waffe einfacher einhändig an Knie oder Knöchel durchzuladen. Seitliche Anbringung war keine Option, weil die meisten Holster dafür nicht ausgelegt und somit zu eng sind.

Leider hat die Kommunikation mit meinem BüMa nicht geklappt, sonst hätte ich mir einfach Rillen einfräsen lassen, als die Waffe für den Rotpunkt bearbeitet wurde.

8) IGB-Gewindelauf

Nicht für die zusätzliche Länge und die Leistungssteigerung, sondern einfach, weil die Hoffnung zuletzt stirbt: Irgendwann kriege ich mal einen Schalldämpfer dafür. Es wäre so schön für die Schießausbildung. Ich habe ja eh‘ die Schalldämpfer-Visierung für den Rotpunkt drauf und ich wollte unbedingt mal einen IGB-Lauf ausprobieren. Cool aussehen tut es auch. Nachteilig ist allerdings, dass der Lauf bei Holstern für Glock 19s raussteht. Wenn man IWB trägt, gibt das Dreck an der Unterwäsche und bei längerem Training wird es auch schon mal warm.

Abschließendes

So, das ist die Übersicht, wie ich meine älteste und am meisten umgebaute Glock benutze. Vielleicht hat das ja irgendwen inspiriert, die eine oder andere Änderung auch mal machen zu lassen. Wer sich unsicher ist, der sollte das, wo möglich, an einer Airsoft oder Bluegun ausprobieren.

Rechtlich mag der eine oder andere bedenken haben, daher: Diese Waffe hat genau in diesem Zustand ihre Abnahme durch BüMa und Beschussamt erhalten. Damit ist das Thema für mich gegessen. Ob Ihr das bei Eurer auch so geregelt kriegt oder Euch das einfach egal ist, mir ist beides recht.