Donnerstag

Ah, stressige Woche. Karneval ist, wenn man in Köln wohnt, schon die Vorhölle. Aber ich war zum Glück passend erkältet und musste nicht raus. Zu viel Waffen-bezogenem Lesen hat es nicht gereicht, deswegen nur ein wenig Überlegungen zu dem Trend bei Mini-Firmen, unbedingt eine riesige Produktpalette haben zu wollen, und Überlegungen über mein Lieblingsthema, das Kürzen von Waffen.

  • Moritz hat sich auf der Jagd und Hund die neuen Zielfernrohre von Blaser und die Rotpunkt-Magnifier-Kombo von Sig angeschaut. Und jüngst wurde mir zugetragen, dass ein weiterer deutscher Anbieter von ARs sich überlegt, auch sowas selbst zu verkaufen. Bei solchen Sachen frage ich mich dann immer: Muss das sein? Warum benehmen sich spezialisierte Mini-Unternehmen immer so, als wären sie Megacons? Ich erinnere mich gerne an einen Japanurlaub, wo das komplette Hotelzimmer von Hitachi gemacht war, also nicht nur die Küchengeräte, sondern auch die Kunstoff-gespritzte Duschkabine. Das ist ein Zaibatsu Keiretsu mit tausenden von Angestellten und hunderten von Subunternehmen. Die können sowas. Aber kleine Firmen wie Blaser oder mittlere wie Sig? Ich meine, die können das entweder selbst machen, dann wird’s Scheiße, weil ihnen die Manpower und Expertise fehlen. Oder sie können’s outsourcen. Und dann macht’s die eine Firma in China, die gute Reddots kann oder das eine Optik-Unternehmen in Japan, das gute Gläser macht. Da konfiguriert man dann noch das Absehen ein wenig, druckt das eigene Logo drauf und das war’s. Das unter der Hand einzugestehen ist ja auf der IWA immer das übliche „jetzt mal ehrlich“-Thema, was alle Händler zur Vertrauensbildung benutzen. Ich meine, ist ja nicht schlimm, aber irgendwie albern. Und ich frag mich, wen die denn nun veralbern wollen?
    • Zugegeben, ich stamme ja aus der sogenannten New Economy und dem Startup-Bereich. Bei uns sind „friends and alliances“ das große Thema: Niemand kann alles, noch weniger können alles gut. Deswegen kann ich dieses Großkonzerndenken einfach nicht nachvollziehen. Zumal ich mich aus Marketing-Gründen frage: Wie kann kann Blaser glauben, in der Preisklasse von Swaro mitzuspielen, ohne deren jahrzehntelang erarbeitete Reputation zu haben? Selbst Steiner und Kahles, mit guter Ware, teuren Namen und ähnlichem Potential, trauen sich das nicht.
  • Ich spiele gerade mein Lieblings-Spiel: Waffen kürzen. Ich hab da ein eGun-Schnäppchen gemacht vor Jahren, eine OA-15 DMR. Freunde kennen meinen Ausruf „Jeder will ein DMR, aber niemand braucht ein DMR“. Dem geht’s genau so. Da wollte ich jetzt einen anderen Lauf dran machen. Klingt total einfach, aber es stellt sich raus, den alten zu behalten ist gar nicht so einfach, denn die wenigsten Behörden tragen den als Austauschlauf ein. Nun hatte ich mir schon überlegt: Wenn man den Lauf an der Gasabnahme absägt, muss man halt eine neue bohren. Ich würde mir das zutrauen, aber ich darf rechtlich nicht. Und der typische Büchsenmacher springt da im Dreieck, vermutlich wie die deutsche Wehrmachtsführung im 2ten Weltkrieg („Löcher in Läufe? Niemals!“). Aber HunTac hat einen BüMa, der das macht. Perfekt. 20″ auf weniger als 13″ ist also kein Problem und tatsächlich sogar günstiger als der Tanz mit neuem Lauf und allen Eintragungen.
  • Die nächste spannende Frage ist dann: Ich hab noch ein 20″ SR-25, das wollte ich auf 16,75″ haben. Das wird so nichts. Aber vielleicht gehen ja 18″ mit Beibehaltung des Rifle-Length Gas-Systems. Ihr wißt vielleicht, ich bin ein Anhänger von der richtigen Gas-System-Länge und im Zweifel vom kürzeren, ruppigeren aber funktionssicheren Variante (bei 18″ lieber Mid-Length als Rifle-Length), aber vielleicht muss ich da einfach die Zähne zusammen beißen. Ansonsten: Ich mag eigentlich 13″ .308-Knarren. Das Pseudo-Para-FAL zum Beispiel, wie LuxDefTec es bastelt und Waffen Schumacher es vertreibt. Und für jagdliche Distanzen ist die Länge völlig okay. 500m macht das auch… aber es fühlt sich irgendwie unvernünftig an. Fußnote: Zahlen zu .308 Win bei Lauflängen von 15″ und weniger