Okay, vielleicht baue ich jetzt auch schon die typischen Clickbait-Artikel… vom „optimalen“ System zu reden ist ja nur ein Schritt weg von „10 einfache Maßnahmen, um Ihre AK zu verbessern“. Was ich sagen will: Ich hab hier eine Waffe, die wie ich finde ziemlich gut ihre Stärken untermalt, wenn man ihre Schwächen vorher begreift.
Und natürlich gibt es gerade kein Bild, weil ich ja in Australien bin und meine Waffen in Deutschland. Aber ich hab die Waffe ja auch theoretisch geplant. Fangen wir an mit zwei Faktoren: Waffensystem und Kaliber und gucken dann, was sich für ein Gesamtsystem daraus ergibt.
System
Das Kalaschnikow-System ist nicht bekannt für Präzision. Es werden daraus zwar auch Präzisionsgewehre (Tabuk, Romak PSL Zastava M76 und M91) gebaut, aber nicht ohne größere Schmerzen sowohl bei der Technik als auch bei der Verwendung des Begriffes „Präzision“. Einfacher gesagt: Kann man machen, ist aber Unsinn. Zu viel bewegte Masse, zu grobe Maße, kein Freefloating.
Kaliber
Dazu kommt die ursprüngliche Patrone: 7.62×39 mag die Mutterpatrone für .220 Russian und damit 6mm PPC sein, aber der Markt bietet keine Präzisionsmunition an und da der Geschossdurchmesser nicht .308 ist, sondern .310 bis .312, ist die Geschossauswahl zum Wiederladen nicht überragend. Noch dazu haut das System Kalaschnikow ja Hülsen kaputt wie kein anderes: Zuverlässige Extraktion,ja; aber ohne Beulen geht das nicht.
Demensprechend halte ich diese Kombination für optimal im Bereich 0-200m und nicht für die Reichweiten, die ein normaler AR-15 erreichen kann. Was witzigerweise auch der Bereich ist, indem die Schweizer von NDS diese Waffe auch ausgebildet haben, insofern liege ich vermutlich nicht völlig falsch.
Wenn ich diese Reichweite akzeptiere, kann ich auch einen kürzeren Lauf wählen. Dank des größeren Geschossdurchmessers habe ich ein größeres Laufvolumen pro Zentimeter, was ein größeres Gasvolumen erlaubt, ergo kriege ich aus kürzeren Läufen anteilsmäßig mehr Leistung als beim Konkurrenten, der .223 Rem. Genau deswegen gibt es ja die .300 Blackout für das AR-15-System und kurze Läufe.
Die klassische AK47 oder AKM kommt ja in 16″ (anders gesagt: Die Russen haben da angefangen, wo die Amerikaner gerade angekommen sind). Die AK-104 kommt mit 12″ daher und scheint mir angemessener. Es gibt auch AKSU-inspirierte Varianten mit noch kürzeren Läufen, aber meine Erfahrung zeigt, dass sich die a) gar nicht gut greifen lassen bei typischen Gewehrtechniken und b) ab einer bestimmten Lauflänge die Handlichkeit nicht viel besser wird, weil auf einmal der Hinterschaft die Störerrolle übernimmt. Kurzum, 12″ ist meine Lieblingslänge geworden und 7.62×39 macht daraus auch ballistisch eine gute Wahl.
Visierung
Skeptiker merken jetzt, ich hab noch gar nicht über die kürzere Visierlinie gesprochen. Gerade bei der AK, wo die Kimme so weit vorne liegt, ist das Kürzen des Laufes extrem schmerzhaft, was die Präzision mit der offenen Visierung angeht. Aber meine Antwort ist ganz einfach: Vergesst die AK-Visierung. Die ist Scheiße. Ja, manch einer kann einen ganzen Youtube-Kanal mit Sprüchen wie „Nyet, AK is fine“ betreiben, aber manch einer hat halt ein Image zu verkaufen. Wer unbedingt eine offene Visierung an einer AK haben möchte, besorgt sich irgendwie TechSights und gewinnt rapide etwa 25cm und ein vernünftiges Lochvisier. Alle anderen packen einen Aimpoint drauf.
Und ja, Aimpoint, nicht irgendeinen Rotpunkt. Erfahrungen mit UltimAK-Rail und EOTech haben gezeigt, dass das nicht die beste Kombination ist, wenn man den Lauf mal heiß schießt. Zwar auf einer Vollauto-AK74 bei heißem Wetter, aber das war der Totalausfall; mir ist die Sicherheitsmarge im normalen Betrieb einfach zu klein.
Mündung
Kurzer Lauf + 7.62×39 = Großer Feuerball. Ich hatte in der Schweiz mal die Freude, mit einer direkt vor dem Gasblock abgesägten AK47 zu schießen. Ein großartiges Werkzeug, um auch aus 2m Entfernung noch Zielscheiben abzupflücken, und eine gute Lektion dazu, wieviel Gasdruck bei der AK entnommen wird, um Funktionssicherheit zu garantieren (Stichwort: „overgassed“). Aber mehr tut es auch nicht. Arsenal macht einen häßlichen, aber wahnsinnig gut funktionierenden Birdcage-Mündungsfeuerdämpfer. Der lohnt sich.
So, 7.62×39, kurzer Lauf und kein Kompensator? Nope. Wäre es eine Wettkampfwaffe, dann vielleicht. Aber ich finde, solange man im Half-and-half Drill seine 10 Schuss in 2.5 Sekunden im Ziel halten kann, ist keiner nötig. Und das geht mit dem Gesamtsystem auch ohne.
Schaft
Noch eine Anmerkung zum Schaft: An eine AK gehört ein Klappschaft. Wenn wir uns schon mit dem langen, festen Kurzhub-Kolben und seinen Nachteilen auseinandersetzen, dann sollten wir auch seine Vorteile nutzen. Und einer ist, das wir den Schaft klappen können. Also nicht drauf verzichten.
Fußnote: Die gleichen Überlegungen gelten natürlich auch für eine vz58 in dem Kaliber. Die ich natürlich auch besitzen musste.^^