AIWB

Ich mag Larry Vickers. Ich hab einen Kurs bei ihm besucht, der sehr lehrreich war. Der Mann spielt die Rolle des US Army Instructors sehr gut. Aber er ist außerdem großartig im Selbst-Vermarkten. Wenn „The LAV“, wie vor Jahren schon, Blackhawk Serpa Holster oder jüngst AIWB-Holster auf seinen offenen Kursen verbietet, dann ist das nicht nur eine teilweise verständliche Sicherheitsmaßnahme sondern auch immer, um Bekanntheit aus der Kontroverse zu ziehen.

Ich trage AIWB (appendix inside the waistband). Und zwar Glocks, also Waffen ohne externe Sicherung. Und noch habe ich mich nicht über den Haufen geschossen.

Zwei Glock 19, eine mit Reddot, in 5.11 AIWB Holstern

Ich will niemanden kraft meines Wortes allein überzeugen, dass AIWB eine gute Sache ist. Larry Vickers hat einen besseren Ruf als ich und das verdient. Genügend ähnlich berühmte Befürworter von AIWB (wie Craig Douglas oder Todd Green) gibt aber auch. Leider ist jede Information im Internet zu vielen Zwecken da, auch zum Profilieren. Daher ist Vertrauen nett, Überprüfen aber besser. Hab ich auch. Wie folgt:

Ausprobieren schlägt Vertrauen

Ein halbes Jahr lang habe ich jeden Tag, sobald ich zuhause war, meine Glock aus dem Waffenschrank geholt, sichergestellt, das sie entladen und gespannt war und sie geholstert mit mir herum getragen, bis ich das Haus wieder verlassen habe. Tolle Sache auch deswegen, weil das zu mehr Trockentraining verleitet. Aber für dieses Thema wichtig: Ich habe kein einziges „Klick“ gehört und abends war die Waffe immer noch gespannt. Sie ist also nie losgegangen, nie habe ich aus Versehen den Finger am Abzug gelassen nach einem meiner Drills. Und wer sagt, dass bei Drills kein Stress auftritt, der hat noch nie mit der Waffe vor dem Spiegel gestanden, während der Postbote draußen überraschend klingelt. Keine Ahnung, wieviele Zieh- und Holster-Vorgänge ich dabei absolviert habe, aber über Tausend sollten das gewesen sein. Ich habe für mich entschieden, dass das sicher ist. Seit dem habe ich es auf einigen Selbstverteidigungskursen im Ausland wie auch in Deutschland beim IPSC-Training getragen (notgedrungen: es ist das einzige Holster, das ich für meine G19 mit Rotpunkt hab). Ich halte das für mich für sicher.

Was Sweeping angeht: Ja, das habe ich getan. Meine Einstellung zu den vier Sicherheitsregeln nach Cooper ist eh‘ „speziell“, obwohl ich es lieber „differenziert“ nenne (in diesem Fall: Finger- oder Mündung-Disziplin, beides zusammen ist unnötig, frei nach Andy Stanford). Aber: Muss nicht sein. Tom Givens hat mich davon überzeugt, das Becken beim Holstern nach vorne zu strecken. Das macht den kritischen Teil, bei dem man Richtung Beinschlagader zeigt, sicherer. Ich hätte auch Todd Greens „The Gadget“ ausprobiert, wenn seine Kampagne nicht US-only gewesen wäre. Ich finde beides für mich nicht notwendig, aber nicht schädlich.

Holsterwahl

Das Holster meiner Wahl ist übrigens das 5.11 AIWB Holster, für die von Bladetech produziert. Funktioniert schlicht und einfach und kostet nicht viel. Als Deutscher mit meinen rechtlichen Einschränkungen, wo ich führen darf und -vor allem- wo überall nicht, muss ich das Holster oft abnehmen. Also bin ich sehr angetan von dem Stahlclip, der das Holster am Gürtel oder Hosenbund fixiert, es aber mit Daumendruck von unten leicht wieder abnehmen lässt. Dafür ist es besser als eine Schlaufe. Der Nachteil ist, das man das Holster so abreißen kann, wenn man ein Kleidungsstück unter dem Clip verhakt und es nach oben zieht. HunTac bildet das Entfernen der Überkleidung beidhändig aus, das führt genau zu diesem Problem: Eine Hand links vom Clip an das Hemd, eine rechts, Hemdsaum wird straff gezogen und bleibt am Clip hängen. An dieser Stelle ignoriere ich dann Olli und mache das nur einhändig.

Das 5.11 AIWB ist mit einem unnötig großen Schutz für die Kimme versehen, den ich einfach weggeschnitten habe. Mit einem Rotpunkt funktioniert es auch nicht, also habe ich eines der Holster dafür ausgeschnitten. Praktischerweise kommt das Holster mit einem Ring, an dem man eine Taschenlampe anklippen soll. Da habe ich mit Kabelbinder die Abdeckung für den Rotpunkt untergebracht. So wird die Kappe beim Ziehvorgang direkt entfernt. Holstern ist etwas fuckeliger, aber selbst bei hohen Wiederholungszahlen im Training möglich, auch ohne die Hand, die die Abdeckung wieder aufsetzt, mit der Mündung zu überstreichen.